Schlaftabletten im Check: Wirkung, Risiken und Alternativen

Schlafmittel im Vergleich
Schlaftabletten: Welche Mittel wirklich helfen – und welche gefährlich sein können

Zuletzt aktualisiert am 04.07.2025
Viele Männer wünschen sich von Schlaftabletten eine Erlösung, aber können sie wirklich Schlaf auf Knopfdruck leisten? Studien stellen die Wirksamkeit von Schlafmitteln in Frage.
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Immer mehr Männer greifen zu Schlaftabletten, um endlich durchzuschlafen. Kein Wunder: Laut DAK-Gesundheitsreport litt bereits 2017 jeder zehnte Arbeitnehmer an Insomnien. Seitdem steigt sie stetig an. Dass daneben auch die Schlafmitteleinnahme immer weiter angestiegen ist, verwundert nicht.

Doch wirken die Mittel wirklich? Wir liefern dir den Überblick: von synthetischen und pflanzlichen Präparaten über Risiken bis hin zu langfristigen Effekten. Welche Schlafmittel wirklich helfen – und wann du besser die Finger davon lässt.

Welche Arten von Schlaftabletten gibt es?

Bei Schlafmitteln muss zwischen synthetischen und pflanzlichen Schlafmitteln unterschieden werden:

  • Synthetische Schlafmittel sind bis auf wenige Ausnahmen verschreibungspflichtig und gelten als die "herkömmlichen" Schlafmittel. Synthetisch bedeutet in diesem Zusammenhang zusammengesetzt oder künstlich. Die starke Komprimierung des Wirkstoffes ist also nicht auf natürlichem Wege zustande gekommen.
  • Pflanzliche Schlafmittel: Schlaffördernde Phytotherapeutika sind rezeptfrei erhältlich und daher schwächer als synthetische Schlafmittel. "Sie wirken schlafanstoßend", sagt Prof. Scherer. Heißt im Klartext: Sie werden dich nicht ohne deine Mithilfe einfach einschlafen lassen. Bei der Einnahme gilt also: Nimm die beruhigende, herunterfahrende Wirkung an und tu dein Nötiges, um zur Ruhe zu kommen. Pflanzliche Schlafmittel gibt es in Form von Kapseln, Tropfen, Tinkturen und Tees.

Synthetische Schlafmittel im Überblick

1. "Benzodiazepinrezeptoragonisten sind über einen Zeitraum von drei bis vier Wochen effektiv", sagt Prof. Scherer. "Allerdings verschreibe ich diese äußerst selten, da man wegen ihrer suchtfördernden Wirkung ein gutes Vertrauensverhältnis zum Patienten haben muss."

2. Z-Substanzen heißen so, weil die Produktnamen mit Z beginnen: Zolpidem, Zopiclon und Zaleplon. Sie wirken im Vergleich zu den Benzodiazepinrezeptoragonisten sanfter. "Sie haben eine geringere Halbwertszeit, kaum Hangover-Effekte und geringere Auswirkungen auf die morgendliche und psychosoziale Leistungsfähigkeit sowie auf die Fahr- und Arbeitstauglichkeit", so der Experte. Allerdings sollten sie nur an drei frei wählbaren Tagen in der Woche eingenommen werden.

3. Antidepressiva/Antipsychotika können aufgrund ihrer angstlösenden, beruhigenden Wirkung ebenfalls bei Schlafbeschwerden eingesetzt werden. "Sie sind für eine kurze Therapie effektiv. Die Dosierung ist in der Regel aber deutlich niedriger als bei einer Depressionsbehandlung", erklärt Scherer. Antidepressiva haben im Vergleich zu den Benzodiazepinrezeptoragonisten ferner den Vorteil des geringen Abhängigkeitspotenzials. Auch der Hangover-Effekt bleibt weitestgehend aus.

4. Melatonin "ist relativ gering wirksam und wird daher nicht generell zur Behandlung von Insomnie empfohlen", so der Experte. Melatonin gehört zu den nicht verschreibungspflichtigen Schlafmitteln. Es ist ein Hormon, das der Körper selbst bildet – in der sogenannten Zirbeldrüse, einem Teil des Zwischenhirns. Unser Körper steigert die Melatonin-Produktion bei einbrechender Dunkelheit. Zwischen zwei bis vier Uhr nachts – also während der so wichtigen Tiefschlafphase – stößt der Körper am meisten Melatonin aus. 5 Tipps, um die Tiefschlafphase zu verlängern. Künstlich zugeführtes Melatonin soll also dabei helfen, die Ausschüttung zu erhöhen und uns so müde zu machen. Allerdings wird von diesem extern zugeführten Melatonin bereits vieles in der Leber abgebaut, es gelangt also gar nicht so viel ins Blut. Hier bekommst du Melatonin-Tabletten.

5. Antihistaminika sind wie Melatonin frei verkäuflich. Ursprünglich wurden sie gar nicht für schlaffördernde Zwecke verwendet, sondern um Allergien in Schach zu halten – allen voran Heuschnupfen. Dabei stellte man jedoch fest: Antihistaminika haben als Nebeneffekt einen dämpfenden Effekt auf das Gehirn und machen dadurch müde. Und so wird der Wirkstoff heute auch in Schlaftabletten verkauft. Histamin ist ein Eiweißstoff, der in der Nahrung vorkommt, den der Körper aber auch selbst herstellen kann. Dieser wird vermehrt während des Schlafs abgebaut. Die zwei üblichen Wirkstoffe von Antihistaminika sind Diphenhydramin und Doxylamin. Sie kommen zum Beispiel in den Schlaftabletten Vivinox, Betadorm, Hoggar Night, Halbmond und Schlafsterne vor.

Pflanzliche Schlafmittel im Überblick

1. Baldrian wirkt generell beruhigend, wird also nicht nur bei Schlafbeschwerden eingesetzt, auch bei nervösen Störungen und Konzentrationsschwierigkeiten. Der Wirkstoff befindet sich in den ätherischen Ölen der Wurzeln und Rhizomen der Baldrian-Pflanze. Hier bekommst du Baldrian-Tabletten.

2. Hopfen ist vor allem bekannt für die Verwendung beim Bierbrauen und gehört zu den Hanfgewächsen. Bisher gibt es allerdings keine Studien, die ausschließlich mit Hopfen durchgeführt wurden. In der Regel haben die Wissenschaftler eine Kombination aus Hopfen und Baldrian gewählt, da diese sich gegenseitig ergänzen. Eine Kombination beider Pflanzen kann also sinnvoll sein. Hier bekommst du die Kombination aus Baldrian und Hopfen.

3. Melisse wird bei Einschlafstörungen verwendet, die nervös bedingt sind. Auch die Melisse ist eine Pflanze, aus deren herzförmigen Blättern die ätherischen Öle entnommen werden. Diese haben einen hemmenden Einfluss auf die GABA-Transaminase. Das ist ein Enzym, das den hemmenden Botenstoff Gamma-Aminobuttersäure (GABA) abbaut, was wiederum beruhigend wirkt. Hier gibt's Melisse-Kapseln.

4. Passionsblume blüht zwischen Juni und September. Ihre Substanzen beruhigen das Nervensystem und können so neben Schlafstörungen auch nervöse Unruhezustände verbessern. Hier gibt's Pascoflair-Tabletten.

Wann ist die Einnahme von Schlaftabletten sinnvoll?

  • Synthetische Schlafmittel: Abgesehen von der Tatsache, dass die meisten synthetischen Schlaftabletten verschreibungspflichtig sind, eine Verschreibung also von vornherein der ärztlichen Beurteilung überlassen ist, gilt: Greif bei einer schlaflosen Nacht nicht gleich zu Schlaftabletten. "Die Beschwerden müssen mindestens dreimal pro Woche auftreten und mindestens einen Monat lang vorhanden sein. Erst dann spricht man von einer Schlafstörung", sagt Prof. Scherer. Aber auch dann sollten erst einmal andere Vorkehrungen getroffen werden: "Die Ursache der Schlafstörung herauszufinden, steht an erster Stelle", so der Experte. Schlafstörungen können auch ein Ausdruck von Erkrankungen sein, die dir bisher verborgen geblieben sind. Das ist gerade bei älteren Menschen häufig der Fall. "Anschließend sollte man dann versuchen, mit individuellen Therapieverfahren wie zum Beispiel der Anpassung der Schlafhygiene (gleichmäßiger Schlaf-Wach-Rhythmus, Verzicht auf blaues Licht vor dem Schlafengehen etc.), oder kognitiver Verhaltenstherapie die Schlafstörungen zu beseitigen. Erst wenn all das nicht hilft, können synthetische Schlafmittel verordnet werden", so Scherer. Bei rezeptfreien synthetischen Schlafmitteln ist eine Einnahme ebenfalls nur bei einer wirklichen Schlafstörung sinnvoll. Die Einnahme sollte eine Zeitdauer von zwei Wochen nicht überschreiten und mit Maßnahmen der Schlafhygiene kombiniert werden.
  • Pflanzliche Schlafmittel: "Von einer Einnahme pflanzlicher Schlafmittel auf eigene Faust, rate ich grundsätzlich nicht ab", so Scherer. Auch hier gilt aber: Du solltest die Ursache für deine Schlafbeschwerden kennen, dann spricht aber nur wenig gegen eine Einnahme pflanzlicher Schlafmittel. Sie lassen sich gut in Kombination mit Maßnahmen der Schlafhygiene anwenden. Heißt: sich zum Beispiel einen gesunden Schlaf-Wach-Rhythmus anzutrainieren, der durch eine Tasse Baldrian-Tee als abendliches Ritual eine halbe Stunde vor dem Schlafengehen verinnerlicht werden kann. Ein weiterer Vorteil: Es besteht praktisch keine Suchtgefahr. Wenn du also bereits seit einigen Wochen an Schlafbeschwerden leidest, kannst du es ruhig einmal mit Baldrian, Hopfen und dergleichen versuchen.

Was du bei der Einnahme von Schlafmitteln beachten solltest

  • Synthetische Schlafmittel: Hör auf den ärztlichen Rat! Bis auf Melatonin und Antihistaminika bekommst du synthetische Schlaftabletten ohnehin nur durch ein ärztliches Rezept. Generell gilt für die Einnahme aber: "so kurz wie möglich und so gering dosiert wie möglich", so der Experte. Außerdem sollte die Einnahme nicht mit anderen Medikamenten, wie zum Beispiel Schmerzmitteln, kombiniert werden. "Die Wechselwirkung muss beachtet werden", so Scherer. Auch Alkohol ist in dieser Zeit tabu. Übrigens gefährdet Alkohol deinen Schlaf auch ganz generell. Im Falle einer Verabreichung wird dein Arzt oder deine Ärztin dich aber darauf aufmerksam machen. Außerdem ist besondere Vorsicht bei Erkrankungen geboten, vor allem an der Leber. Und wie sieht es mit rezeptfreien synthetischen Schlaftabletten aus? "Synthetische Schlafmittel sollten ohne Unterbrechung nicht länger als zwei Wochen eingenommen werden", so Thomas Benkert, Präsident der Bundesapothekerkammer, in einer Pressemitteilung. Auch nicht verschreibungspflichtige Schlafmittel wirken auf das zentrale Nervensystem und sind deshalb alles andere als harmlos. Daher ist es auch hier am besten, eine Einnahme mit deinem Arzt oder deiner Ärztin zu besprechen, vor allem, um mögliche Erkrankungen abzuklären.
  • Pflanzliche Schlafmittel: Hab etwas Geduld! Wenn du pflanzliche Schlafmittel einnimmst, darfst du nicht erwarten, bereits mit der ersten Einnahme eine sofortige Wirkung zu verspüren. Es kann bis zu 4 Wochen dauern, bis sich der Effekt bemerkbar macht. Wenn sich die Schlafbeschwerden dann aber immer noch nicht bessern, solltest du ärztlichen Rat einholen, damit sie sich nicht festsetzen. Außerdem müssen dann potenzielle Erkrankungen abgeklärt werden. Und denke daran: Du solltest die Einnahme immer mit Maßnahmen der Schlafhygiene kombinieren. Wenn du bis kurz vor dem Schlafengehen am Handy bist, wird auch ein Phytotherapeutika deinen Schlaf nicht retten. Noch ein wichtiger Hinweis: Du solltest auch pflanzliche Schlaftabletten nach Besserung deiner Beschwerden wieder absetzen.

Wie wirksam sind Schlafmittel langfristig?

Die meisten Männer versprechen sich von Schlaftabletten einen tiefen, erholsamen Schlaf. Nächte, in denen zwischen Augenschließen und Schlaf keine zwei Stunden mehr vergehen. Kurz: nichts weiter als die Erlösung. Kurzfristig können Schlafmittel in Fällen besonders starker Schlafbeschwerden Abhilfe schaffen. Doch können Schlafmittel das auch auf lange Sicht? Echten Qualitätsschlaf auf Knopfdruck? Die Antwort lautet: Nein! Zu diesem Schluss kommt eine Studie der britisch-medizinischen Fachzeitschrift "The BJM". Zu erwähnen ist, dass die Wissenschaftler ihren Probandinnen synthetische Schlafmittel verabreichten.

An der Studie nahmen 238 Frauen teil, die wegen ihrer Schlafstörungen Schlafmittel einnahmen. Diese wurden mit 447 Frauen verglichen, die ebenfalls unter Schlafstörungen litten, allerdings keine Schlafmittel einnahmen. Ziel der Studie war es, herauszufinden, wie effektiv die Einnahme von synthetischen Schlafmitteln über einen langen Zeitraum ist.

Zu Beginn der Studie wurde sichergestellt, dass sich die Beschwerden beider Gruppen in ein homogenes Gesamtbild einordnen ließen. So hatten alle Teilnehmerinnen vergleichbare Schlafstörungen. Nach zwei Jahren der Durchführung zog man ein Resümee. Das Ergebnis: Es gab keinen signifikanten Unterschied der Schlafqualität zwischen der Gruppe Frauen, die Schlafmittel einnahmen, und der, die keine Schlafmittel bekamen. Kurz: Die langfristige Einnahme von synthetischen Schlaftabletten hat die Schlafqualität nicht deutlich verbessert.

Klar ist, dass die Einnahme von Schlafmitteln keine wirksame Ursachenbekämpfung ist, Schlafbeschwerden also nicht einfach eliminieren kann. Aber die Ergebnisse der Studie zeigen auch, dass selbst die Schlafqualität trotz langfristiger Einnahme nicht wirklich berauschend war. Von den Nebenwirkungen mal ganz abgesehen.

Nebenwirkungen und Gefahren: Das musst du wissen

Nachdem nun geklärt ist, dass eine Einnahme von synthetischen Schlafmitteln über einen langen Zeitraum nicht zu empfehlen ist, stellt sich zu Recht die Frage: Wie gefährlich ist die Einnahme überhaupt? Sind unangenehme Nebenwirkungen zu erwarten? Und wie sieht es mit pflanzlichen Schlaftabletten aus?

  • Synthetische Schlafmittel können in der Tat einige Nebenwirkungen hervorrufen – auch gefährliche. Diese sind zum einen abhängig von der Art des Mittels: "Bei Überdosierung können Antidepressiva kardio- oder lebertoxisch sein, aber auch anticholinerge Nebenwirkungen wie zum Beispiel Mundtrockenheit oder Sehstörungen hervorrufen", warnt Prof. Scherer. Der Experte weiter: "Hangover-Effekte können vor allem bei Benzodiazepinen ein Problem sein." Eine Überdosierung sollte aber unter ärztlicher Aufsicht nicht zustande kommen, zumal die Einnahme immer nur über einige Wochen erfolgt. Zum anderen sind Nebenwirkungen abhängig von der Person, die sie einnimmt: Bei vorhandenen Krankheiten, wie zum Beispiel Lebererkrankungen, kann es ebenfalls zu sehr gefährlichen Komplikationen kommen.
  • Pflanzliche Schlafmittel sollten auch nicht überkonsumiert werden, allerdings passiert das ohne Abweichung von der Packungsbeilage auch nicht. Wenn du dich an sie hältst, sind schlaffördernde Phytotherapeutika ungefährlich, starke Nebenwirkungen sind nicht zu erwarten. Bei Bedenken kannst du vor Ort in einer Apotheke nachfragen, oder in deiner hausärztlichen Praxis über die Einnahme nachfragen.

Häufige Fragen zu Schlaftabletten

Wie schnell wirken Schlaftabletten?

Wie lange darf man Schlaftabletten einnehmen?

Kann man von Schlaftabletten abhängig werden?

Fazit: Schlaftabletten können kurzfristig helfen, deine Nächte zu verbessern – sind aber keine langfristige Lösung

Vor allem synthetische Präparate bergen Risiken und sollten nur unter ärztlicher Aufsicht eingenommen werden. Pflanzliche Mittel können Teil einer gesunden Schlafroutine sein, ersetzen aber keine Ursachenforschung. Der wichtigste Schritt bleibt: die Gründe für deine Schlafprobleme zu erkennen – und gezielt anzugehen.